Mittwoch, 20. Juli 2011

Novalis' Europarede (1/3)

Es waren schöne glänzende Zeiten, wo Europa ein christliches Land war, wo Eine Christenheit diesen menschlich gestalteten Welttheil bewohnte; Ein großes gemeinschaftliches Interesse verband die entlegensten Provinzen dieses weiten geistlichen Reichs. –
Georg von Herdenberg v/o Novalis
Mit diesen Worten hebt im Jahre 1799 der frühromantische Dichter und Philosoph Novalis (eigentlich Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg, 1772-1801) zu seiner Rede „Die Christenheit oder Europa“ an. Die Fragment gebliebene Rede stellt einen Beitrag zur Diskussion über die Zukunft des europäischen Kontinents dar. Man muss sich vergegenwärtigen, dass die Französische Revolution keine 10 Jahre alt war und das Abendland insgesamt an einem wichtigen Wendepunkt zu stehen schien.

Unser Blog bringt die reichhaltige Europa-Rede Novalis’ in drei Folgen und stellt sie zur Diskussion.

Europa am Wendepunkt – das könnte über unsere Zeit auch gesagt werden. Wieso lohnt sich deshalb die Lektüre eines über 200 Jahre alten Texts und was können wir daraus lernen?
  • Das Nachkriegseuropa mit seinen Institutionen und seine seit dem Ende des Kalten Krieges dramatisch beschleunigten wirtschaftlich-politischen Integration und Wachstum erlebt gegenwärtig seine schwerste Krise mit der gemeinsamen Währung
  • In Zeiten der Krise werden Mängel sichtbar: Eine geistige Einheit der Union fehlt weitgehend, allzu stark wurde die Einigung auf einer rational-ökonomischen und suprastaatlich-institutionellen Ebene vorangetrieben; eine Verfassung fehlt, die Bürger tragen die Union nicht „von unten“ her mit
  • Europa ist als ein politisch-wirtschaftliches Friedensreich weitgehend realisiert, hingegen ist die Frage nach den Prämissen ungelöst, es fehlt weitgehend eine geistige Verfassung, eine Grundlage, was das Konstrukt auch so krisenanfällig macht
  • Novalis bezieht sich in seinem Text insbesondere auf die beiden damals zurückliegenden Jahrhunderte, er erläutert das Scheitern der Reformation und das Aufkeimen einer religionsfeindlichen Kultur im Gefolge der Aufklärung
  • Dem setzt er den vorreformatorischen Zustand Europas entgegen und verweist auf eine neue bessere goldene Zeit, die kommen kann
  • Es kam, wie wir Nachgeborenen wissen, nur noch schlimmer. Wie würde Novalis wohl seine Rede formulieren, wenn er sie heute hielte?

Die konzentrierte Einheit der mittelalterlichen Welt, die durch den christlichen Glauben bewirkt wurde – sie stellt für Novalis den idealen Urzustand der abendländischen Zivilisation dar. Die „mächtige, friedensstiftende Gesellschaft“, sie stellt eine Blütezeit dar (was erwiesenermassen in vielen Bereichen des gesellschaftlichen, wissenschaftlichen, kulturellen und spirituellen Lebens Gültigkeit hat). Rom als neues Jerusalem mit dieser Ausrichtung auf den Heiligen Stuhl Petri hin, vor dem selbst Kaiser und Könige knien mussten.
Er nennt ganz klar die Einheit der Kirche, die Liebe zu ihr, die Heiligenverehrung und die Wallfahrten („seelischer Frieden“!), die Konzilien etc. als entscheidende Konstitution. Sogar in der päpstlichen Unfehlbarkeit sieht (der Protestant!) Novalis einen Vorteil:
Mit Recht widersetzte sich das weise Oberhaupt der Kirche, frechen Ausbildungen menschlicher Anlagen auf Kosten des heiligen Sinns, und unzeitigen gefährlichen Entdeckungen, im Gebiete des Wissens. So wehrte er den kühnen Denkern öffentlich zu behaupten, daß die Erde ein unbedeutender Wandelstern sey, denn er wußte wohl, daß die Menschen mit der Achtung für ihren Wohnsitz und ihr irdisches Vaterland, auch die Achtung vor der himmlischen Heimath und ihrem Geschlecht verlieren, und das eingeschränkte Wissen dem unendlichen Glauben vorziehn und sich gewöhnen würden alles Große und Wunderwürdige zu verachten, und als todte Gesetzwirkung zu betrachten.
Szene in einer mittelalterlichen Stadt (Breughel?)
In diesem goldenen Mittelalter sei das Weltliche und das Geistliche miteinander in Einklang gebracht worden, die Welt ein Friedensreich, vom heiligen Geist beseelt und von Poesie und Glauben erfüllt. Damit wendet er sich gegen das seit der Aufklärung vorherrschende Mittelalterbild, das darin nur das „dunkle Zeitalter“ sieht, und ein barbarisches obendrein.

Aber die Menschheit war noch nicht reif.
Vernichtet kann jener unsterbliche Sinn nicht werden, aber getrübt, gelähmt, von andern Sinnen verdrängt. – Eine längere Gemeinschaft der Menschen vermindert die Neigungen, den Glauben an ihr Geschlecht, und gewöhnt sie ihr ganzes Dichten und Trachten, den Mitteln des Wohlbefindens allein zuzuwenden, die Bedürfnisse und die Künste ihrer Befriedigung werden verwickelter, der habsüchtige Mensch hat, so viel Zeit nöthig sich mit ihnen bekannt zu machen und Fertigkeiten in ihnen sich zu erwerben, daß keine Zeit zum stillen Sammeln des Gemüths, zur aufmerksamen Betrachtung der innern Welt übrig bleibt. – In Collisions-Fällen scheint ihm das gegenwärtige Interesse näher zu liegen, und so fällt die schöne Blüte seiner Jugend, Glauben und Liebe ab, und macht den derbern Früchten, Wissen und Haben Platz. Man gedenkt des Frühlings im Spätherbst, wie eines kindischen Traums und hofft mit kindischer Einfalt, die vollen Speicher sollen auf immer aushalten.
Bemerkenswert: Glauben und Liebe werden die Begriffe Wissen und Haben entgegengesetzt. Den Lauf, den die Welt im Hochmittelalter nahm, ist kein guter. Und Schuld trifft auch die Kapitäne in diesem Meer, die Geistlichkeit:
In der Vergesslichkeit ihres eigentlichen Amtes, die Ersten unter den Menschen an Geist, Einsicht und Bildung zu sein, waren ihnen die niedrigen Begierden zu Kopf gewachsen und die Gemeinheit und Niedrigkeit ihrer Denkungsart wurde durch ihre Kleidung und ihren Beruf noch widerlicher.
Notre Dame (errichtet 1163 bis 1345)

Novalis sagt unumwunden: Die Protestanten kamen zu Recht.
Aber mit der Reformation war's um die Christenheit gethan. (...) Sie trennten das Untrennbare, teilten die unteilbare Kirche und rissen sich frevelnd aus dem allgemeinen christlichen Verein, durch welchen und in welchem allein die echte, dauernde Wiedergeburt möglich war 
Und an dieser Stelle legt Novalis sein Geschichtsverständnis in wunderschönen Worten dar:  
Überdem haben wir ja mit Zeiten und Perioden zu thun, und ist diesen eine Oszillation, ein Wechsel entgegengesetzter Bewegungen nicht wesentlich? und ist diesen eine beschränkte Dauer nicht eigenthümlich, ein Wachsthum und ein Abnehmen nicht ihre Natur? aber auch eine Auferstehung, eine Verjüngung, in neuer, tüchtiger Gestalt, nicht auch von ihnen mit Gewißheit zu erwarten? fortschreitende, immer mehr sich vergrößernde Evolutionen sind der Stoff der Geschichte. – Was jetzt nicht die Vollendung erreicht, wird sie bei einem künftigen Versuch erreichen, oder bei einem abermaligen; vergänglich ist nichts was die Geschichte ergriff, aus unzähligen Verwandlungen geht es in immer reicheren Gestalten erneuet wieder hervor.
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Lesen Sie demnächst:
Warum führte die Reformation in die Irre? Wieso bewirkt die Aufklärung genau ihr Gegenteil? Und wie sieht Novalis die geläuterte Christenheit als Träger einer friedlichen Weltgemeinschaft, in der nicht Ehrfurcht und Gehorsam, sondern Freiheit in der Religion ein neues goldenes Zeitalter einläutet?

39 Kommentare:

  1. ein schöner text, o., danke. da wir länger beim thema bleiben, werde ich mich an dieser stelle kurz halten und es beim grundsätzlichsten aller denkbaren einwände belassen.

    novalis' rede krankt aus historischer sicht daran, dass sie ausgehend von einem utopischen idealzustand - dem romantisch verklärten mittelalterbild - einen nicht minder utopischen zukunftsentwurf skizziert. natürlich war novalis, obwohl er nachweislich über ein beträchliches geschichtswissen verfügte, nicht an einer geschichtsstudie im geläufigen verständnis gelegen. "(Ächt historischer Sinn ist der prophetische) / Visions Sinn - Erklärbar aus dem tiefen unendlichen Zusammenhange der ganzen Welt", hält er in einer notiz in unmittelbarer zeitlicher nähe zur entstehung der europa-rede fest. ein wahrhaft 'Historischer Sinn' liegt für novalis demnach nur dann vor, wenn geschichte annahmen über eine in der zukunft liegende entwicklung liefern kann.

    kann ein derartiger prognostischer 'Historischer Sinn' im nachhinein seiner europa-rede attestiert werden? nein, doch stand sie von beginn weg auf wackeligen füssen. zum einen entsprach europa zu keiner zeit dem von ihm gezeichneten bild eines einheitlichen kontinents, dessen homogenität durch die christliche glaubensgemeinschaft unter weiser geistlicher führung gestiftet wurde. man frage die bogumilen, albingenser oder auch den müller menoccio, wie geborgen sie sich im schosse der einen unantastbaren kirche fühlten. europa, dies zeigt w. stegmeier zufolge der blick in die geschichte, "war nie einfach Europa, es blieb sich immer fraglich und musste sich darum auch immer erst als Europa begreifen." (Vorwort, in: Europa-Philosophie, S. VI). (was der grosse französische historiker jacques le goff zur europa-frage meinte, werde ich demnächst näher ausführen.)

    der blick zurück zeigt auch, dass es schon zu einem früheren zeitpunkt, im 17. jahrhundert vor anbruch der aufklärung, das europaweite streben nach einer universellen generalreformation gab, welche nicht nur die glaubenseinheit widerherstellen, sondern überhaupt alle gesellschaftlichen bereiche im einklang mit christlichen vorstellungen erneuern sollte. stattdessen kam es geistesgeschichtlich betrachtet zur objektivistisch-materialistischen wende, die die zentrale basis für die erfolgsgeschichte der westlichen moderne bildete. bis heute wurde sie nicht revidiert, kurzum: novalis lag falsch. und ich denke nicht, dass sich in absehbarer zukunft etwas daran ändern wird.

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  2. Nun, erstmal würde ich den Text käumlich als vorwiegend für Historiker gedachtes Elaborat bezeichnen. Eher schon ist er im Bereiche der Dichtung oder der Philosophie anzusiedeln.

    Utopisch, gewiss. Ich finde aber schon, dass das landläufig konsolidierte Mittelalterbild eben auch eintönig geprägt ist: Hier treffen wir auf das gleiche Problem, wie bei allen anderen ideengeschichtlich relevanten Tatbestönden auf die Frage: wer manipuliert das Bild, das wir von einer bestimmten Sache haben, mit welchen Mitteln, mit welchem Motiv und wozu?

    Ohne ausführlich zu werden: dasselbe können sie in unserem geliebten Mamablog beobachten. Um die Frauenemanzipation und "neue Familienformen" als Errungenschaft zu verkaufen, müssen die Autoren implizit oder explizit das, was vorher war (in casu also etwa das traditionelle Familienbild, 50er Jahre) grotesk verzerrt und verteufelt und als besonders bösartig und reaktionär porträtiert werden.

    Das haben die Aufklärer in Bezug auf das Vorreformatorische Zeitalter nicht anders gemacht und abgesehen von romantischen Mittelalterfaszination hat sich das Bild des düsteren Mittelelters hartnäckig gehalten.

    Und es bedarf meines Erachtens einer Korrektur. Ich gestehe, dass ich dazu nue ein, zwei Bücher gelesen habe - eines davon (mit Gewinn): Robert Fossier "Das Leben im Mittelalter", Piper Verlag, München 2008.

    Das europäische Hochmittelalter als eine Phase nie dagewesenen Wachstums, geistig, kulturell, etc wie oben gesagt) in einem recht geeinten christlichen Europa - im Kontrast zu dem was ab 1500 kam - ein Mythos? Eine Utopie?

    Vielleicht, so fragt der Laie, könnte man das Europa, das Novalis als Urzustand verklärt, als ähnlich wie eine chinesische oder japanische Gesellschaft begreifen, eine stark strukturierte Ordnung in dem das Individuum seinen ihm zugewiesenen Platz hat und das Ganze in heiliger Harmonie irgendwie funktioniert?

    Aber, aber zoé, "wohl fühlen"? Wohlbefinden als Kriterium? Keiner von uns würde sich "wohl fühlen" wenn er als heutiger Mensch plötzlich im Mittelalter oder nur schon in der früheren Neuzeit leben müsste!
    Albigenser - Ausnahmen, die eine Regel bestätigen...?

    Es geht Novalis ganz sicher nicht um "Revision", zoé! Der Text wird oft als Verteidigung der Restauration nach 1815 verstanden, was er natürlich nicht ist. Novalis will nichts reparieren, sondern er prophezeiht implizit das Unheil, das noch kommt und nennt (vage) konstitutive Elemente eines Auswegs.

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  3. orlando, heute spricht niemand mehr dem mittelalter die kulturgeschichtliche bedeutung ab, die es verdient. so verweist die zunehmend in der forschungslandschaft um sich greifende begriffsbildung vormoderne auf den umstand, dass verschiedenste, im mittelalter einsetzende entwicklungen, die vorläufig in der renaissance und der frühen neuzeit kulminieren, aus ganzheitlicher, langfristig angelegter perspektive betrachtet werden müssen (natürlich streiten sich einzelne renaissance- und hochmittelalterhistoriker immer noch um die frage, welcher zeitabschnitt am ende der bedeutendere, grundlegendere war; aber das hat wenig mit fragen des geschichtlichen verlaufs und viel mit dem eigenen berufsego zu tun).

    was ich der rede ankreide: wenn man utopische zukunftsvorstellungen entwirft, sollte man mit (pseudo-)historischen argumenten vorsichtig umgehen - sie öffnen potentiellem missbrauch tür und tor. darf ich beispielsweise daran erinnern, dass die blut-und-boden-ideologie der nazis an ein ganz bestimmtes mitteltalterbild geknüpft war? exemplarisch zu nennen: die sogenannte ostforschung von albert brackmann.

    und eins kann ich ihnen grundsätzlich versichern: eine hierarchisch gegliederte ständegesellschaft und doktrinärer glaubenszwang entsprechen nicht meinen vorstellungen von einem guten leben.

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  4. Hm, aber in dieser Sichtweise wird am Mittelalter einfach das gelobt, was schon auf die Neuzeit hinwies, was schon den Kern für die "moderne" Entwicklung in sich trug. Der Rest ist Barbarei und finstere Vorzeit, ganz nach Kants Spruch.

    Gleichsam als nachträgliche Legitimation für das, was für unsre "moderne Welt" konstitutiv ist (auch im Sinne von: Folgerichtigkeit, es gibt eine logische und richtige Entwicklung und die führt genau zu uns hier her, was sind wir nicht die absolute Spitze der Entwicklung des Menschengeschlechts!).
    Doch lag in diesem - wie Kant wohl sagen würde - "unmündigen" Schlummer der Menschheit nicht auch etwas Gutes, Friedliches, und ja...Freies. Ohne diesen Krampf der Befreiungsbestrebungen aus einer (individuellen, sozialen, gesellschaftlichen, politischen) Unmündigkeit; war da nicht eine Geordnetheit, Aufgehobenheit, Gottgegebenheit, Unschuld, Naivität auch - eine Harmonie, die den gesamten Erdkreis umgab? Weren't humanity more in touch with themselves, probably?

    Davon spricht Novalis. Diesen Traum will er mit uns träumen.

    Sehen sie es mal so: an der modernen Welt partizipieren (sehr erfolgreich) Kulturräume und Völker, die keine Renaissance, keine Reformation und keine Aufklärung durchgemacht haben. Und das funktioniert ganz praktisch und "das gute Leben" ist sehr wohl möglich dort.

    Ach, die Nazis schon wieder. Hitler hat Bruckner geliebt, macht das aus Bruckner einen schlechteren Komponisten? Er war auch Vegetarier; sind also Vegetarier potentielle Faschisten?

    Die Nazis haben sich beliebig aus der Kultur zusammengezimmert, um ihre Gräueltaten einen ideologischen Anstrich zu geben. Das diskreditiert noch lange nicht all die Dichter und Denker, deren Werk für arisch und reinblütig erklärt wurde während der 12 Jahre (wofür die ja nichts können, sie waren nämlich schon lange tot). Damit müssen wir einfach mal aufhören.
    Blut und Boden? das ist keine Ideologie, sondern frech zusammengestohlenes (sich teilweise widersprechendes) Flickwerk aus verschiedenen Denkrichtungen, oder kenenn sie einen massgeblichen Nazi-Philosophen (ausser dem Hitler selbst, der alles schon in "Mein Kampf" gesagt haben soll), der irgendwie kohärent argumentierend die Errichtung des nationalsozialistischen Deutschland legitimierend hätte beschreiben können, diese Utopie?
    Nein, das ist ein blutrünstiges Terrorregime, das aus der reichen Geistestradition zusammengeplündert hat, was gerade nützlich erschien. Davon sollten wir nicht immer noch herumhirnen und fürchterliche Schuld für unsere ganze Geistesgeschichte empfinden.

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  5. sie bringen da einiges durcheinander, o.

    erstens geht der historisch trend durchaus dahin, die vormoderne in absetzung von der moderne als eigenständigen zeit- und kulturraum zu fassen. niemand mehr bedient heute unreflektiert das narrativ eines linear-kontinuierlichen entwicklungsgangs, der quasi natürlich in der wissenschaftlichen revolution und nachfolgend in der neuzeit endet - ausser vielleicht einige wissenschaftshistorische fossile vom schlage des zuletzt erwähnten toby e. huff.

    nichtsdestotrotz könnten zweitens die von ihnen ins spiel gebrachten ausserwestlichen kulturräume nicht an der moderne partizipieren, wenn diese nie zustande gekommen wäre, hier bei uns, im westen. das geschlossene universum des mittelalters hätte sie allein von sich aus allerdings nicht hervorgebracht. und meinen sie vielleicht das gute leben abseits der grossen metropolen, in den hinsiechenden provinzen und slums?

    drittens bleibe ich dabei: wenn man historisch argumentiert, sollte man bei den fakten bleiben. und nicht der eigenen beweisführung zuliebe ursprungsszenarien heraufbeschwören, die es so nie gegeben hat. die nazis hätten im übrigen nichts zusammenschustern können, was nicht wenigstens im ansatz schon vorhanden war.

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  6. Nein, sie bringen das Zeug durcheinander.

    Sie stehen heute hier und behaupten, mit ihrem Hirn die Krone des Menschengeschlechts zu sein und verfolgen ihre Ahnen zurück bis zum ersten Fisch, der an Land kroch - natürlich konstruieren sie eine direkte Linie (wenn sie auch gebrochen ist)! Sie behaupten ja pauschal die Überlegenheit der Moderne gegen alle anderen Zeitepochen! Und unterstellen damit auch, alles andere sei eine Verirrung, unzivilisiert, barbarisch, unmündig, Makulatur.

    Sehen sie, sie sind eben doch im Hegelianischen und Marxistischen verhaftet: die Geschichte hat eine Richtung, finden sie, natürlich, denn sonst geriete ja alles ins Wanken, etwa die Vorstellung, dass wir Stein auf Stein an einer Art Fortschrittsprojekt teilnehmen und die ganze Chose natürlich n a c h v o r n e sich bewegt (oder: hin zum Lichte, wie sie wollen; in ihrer gottfreien Denkweise wird sich sicher ein halbwegs poetisches Bild finden).

    Sehen sie das unterscheidet ihre Denke von meiner konservativen Denke. Ich vermute es ist alles eine Wiederkehr des Ewiggleichen in neuen Ausgestaltungen und statt dass wir uns irgendwohin bewegen, drehen wir im Kreis, jede Generation für sich, eitel, wütend, rastlos, süchtig und irre, Befreiungstheologien, Weltretterschaft, die Verhältnisse möglichst nachhaltig verändern, damit wir etwas Fassbares geleistet haben und von uns etwas bleibt - dabei (und zu dieser Erkenntnis muss man eben erst gelangen) sind wir schon erlöst.

    Ist ihnen ausserdem klar, dass sie nichts weiter betreiben als eine extrem chauvinistische, ethnozentrische Überheblichkeit, mit den Segnungen des Abendlandes, an dessen aufgeklärten Lichte der Moderne sich die anderen Wilden ruhig sonnen dürfen, haben wir es doch zum Segen der gesamten Menscheit zum brennen gebracht (wozu diese rückständigen "geschlossenen Universen" nie in der Lage wären).

    Wenn das ihr Weltethos ist, na bitte, aber dann sagen sie das auch so.

    So und bevor ich anfange, wie Heidi Reiff zu klingen, muss ich schelnigst ein Bier zu mir nehmen.

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  7. novalis argumentiert hegelianisch, ich sage lediglich: die moderne ist eine westliche errungenschaft, und sie hat ihren preis. ausserdem behaupte ich nicht, sie wäre für alle zeiten in stein gemeisselt, im gegenteil. persönlich lebe ich allerdings sicherlich lieber unter diesen bedingungen, als beispielsweise unter denjenigen der indischen kastengesellschaft.

    doch eigentlich will ich heute abend aber gar nicht diskutieren. die ereignisse von oslo zeigen einmal mehr, was auf dem spiel steht: unsere freiheit. ich mag mich nicht von terroristen in geistige geiselhaft nehmen lassen.

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  8. Zur Stunde wissen wir nichts. Warten wir ab.
    Meine Einschätzung: die Handschrift ist zu unstümperhaft, um auf irgendwelche Timothy McVeighs zu schliessen.
    Aber man muss abwarten.

    Ich sage nur: Habe Gott Erbarmen, wenn das Islamisten waren.

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  9. Ja, ich bin erschüttert von diesen Greueltaten, aber muss man sich nicht auch Gedanken über die Menschen in Afrika machen? Die Hilfe muss nachhaltig sein, es nützt nichts, wenn man ihnen einfach die Mäuler stopft und sonst nichts. Irgendwann müssen sie wieder in ihre Heimat zurückkehren, da wo sie jetzt sind, ist kein Platz und die Vegetation reicht nicht um eine Million oder mehr zusätzliche Menschen zu ernähren.

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  10. ein islamfeindlicher, rechtsnationaler täter. achtzig tote jugendliche. habe gott erbarmen, es war einer von uns.

    eni, vor kurzem wurde in der weltwoche ein think tank vorgestellt, der neue wege der entwicklungshilfe beschreitet. solche, die den bedingungen in den betroffenen ländern tatsächlich angepasst sind, statt von unser eigenen denkweise auszugehen. nur: werden nicht permanent entwicklungshilfegelder gekürzt? und verlangen mittlerweile nicht auch einige afrikanische intellektuelle, dass sie gänzlich gestrichen werden?

    parallel dazu sind am horn von afrika 12 millionen menschen von der grössten dürrekatastrophe seit 60 jahren betroffen, weil es in diesem gebiet seit 2006 nicht mehr geregnet hat. da fragt man sich grundsätzlich, wie mensch und tier unter solchen extrembedingungen langfristig eine überlebensgrundlage schaffen sollen.

    und dann erfährt man, dass die al-shabaab-miliz den internationalen hilfslieferungen den zugang zum süden somalias verweigert. blanker hohn.

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  11. Wieso übernimmt dann eine islamische Terrorgruppe die Verantwortung für die Anschläge?
    http://www.welt.de/politik/ausland/article13502989/Der-Tag-als-der-Terror-ueber-Norwegen-kam.html

    (21.06)

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  12. solche 'falschen' bekennerschreiben diverser islamistischer gruppierungen gab es in der vergangenheit des öfteren. hauptsache, sie können sich profilieren.

    folgender kommentar von Michelle Håkensen zum tagi-artikel "er kam aus dem nichts" gibt mir zu denken:

    "Ich lebe seit 5 Jahren in Oslo und erlebe dies hier alles hautnah. Was diese Tat wahrscheinlich eher mehr ausdrückt ist, dass Hass geschoren wird wie nie zuvor. Wir sollten uns nicht nur der Einwanderungsfragen annehmen sondern auch, wie extreme Gruppierungen Angst ausnutzen. Das Attentat wurde nicht gegen Muslime gerichtet sondern gegen Leute die für die soziale Partei arbeiten.

    Und die Tat wurde so geplant, dass alles auf einen islamistischen Angriff weisen wird. Abscheulich!"

    man sieht: die extremen spielen einander in perverser art und weise in die hände.

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  13. Hass wird mE eher geschürt als geschoren, aber egal.

    Ja, das politische Klima ist rauher geworde. Wenn ich mich an den Wahlherbst 2007 zurückerinnere, der greifbare Hass gegen alles was nach SVP roch, in den Medien, am Stammtisch und auf der Strasse...diese Stimmungsmache und Verleumdung berechtigter politischer Anliegen (die nachträglich ja cuh in Volksabstimmungen breite Zustimmung fanden), dieses Name-calling...

    Wenn man vernünftige, rechtschaffene und um ihr Land, ihr soziales Gefüge, ihre Familie besorgte Leute in beispielloser Arroganz permanent in die Loser-/Angst-/Fascho-Ecke stellt, dann muss man sich nicht wundern, wenn es mal bei einem Klick macht und er durchdreht.

    Schuld trägt das Klima des Hasses, gewiss.
    Die Linken mit ihrer Übermacht an Kanälen und Protagonisten im öffentlichen Diskurs verbreiten auch ein Klima des Hasses gegen Andersdenkende.
    Intoleranz und Ausgrenzung erfährt jeder, der rechts vom Mainstream steht sehr geschwind.
    Sei es Eva Herman, die Tea Party, die SVP, ein René Kuhn, etc.etc.

    Ich würde also sehr genau hinsehen und mich fragen, wer frei von Schuld ist und den ersten Stein wirft, zoé.

    Die Verhältnisse in Norwegen kenne ich leder zuwenig gut. Tatsache ist dass sich die Skandinavier nur zu gern als die hypersozialen Wohlfahrtsstaat-Progressiven aufspielen. Und Heerscharen von Idioten hierzukande beten es nach und schwärmen von dem Jahr bezahltem Mutterschaftsurlaub oder weiss der Gugger, was die sich leisten mit ihren Ölmilliarden.

    Aber mit dem Schwarzpeterspiel wäre ich fürs erste zurückhaltend.

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  14. ich habe das statement lediglich kopiert, o. für rechtschreibefehler kann ich nichts.

    die skandinavischen länder haben gewaltige probleme, man werfe nur einen blick in die düstere krimilandschaft. unter der friede-freude-oberfläche des hypersozialen brodelt es nachhaltig (das tagi-magi berichtete vor kurzem). rechtsextreme, hells angels, kriminelle death metal-bands sind wohl die kehrseite einer gesellschaft, die das verdrängen perfektioniert hat.

    und ja, das hass-klima ist ein umfassendes, grassierendes. für die normalen bleibt bald kein platz mehr. die sprachliche eskalation, sie wird von SVP-seite genauso betrieben wie von links. wer wind sät, erntet sturm. it goes both ways.

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  15. Da mögen sie recht haben mit Skandinavien.

    Sprachliche Eskalation...ich glaube schon, dass die Leute abstrahieren können, mit Reizwörtern umzugehen wissen. Wenn die Menschen das nicht könnten, dürfte man auch keine Gewalt und kein Sex am Fernsehen zeigen. Und die wüstesten Begriffe haben auch keinen Platz in der Politik.
    Aber etwas Polemik gehört ja schon zu einer vitalen Auseinandersetzung um Grundsätzliches in der Politik, oder nicht?
    Und wieder verweise ich auf das reziproke Verhältnis (auf jedes "rechtspopulistisch" folgt ein "Gutmensch" und auf jedes "Sozialschmarotzer" ein "menschenverachtend" etc.). Gerade im Wahlkampf soll man sich auch nicht schonen, sondern sich ganz ehrlich hinstellen und zeigen, wofür man steht und wogegen.

    Und schlimmer als Pöbeleien von Links und von Rechts fände ich Maulkörbe und Sprachpolizei.
    Und was "normal" ist, frage ich mich schon, zoé!

    Was ich meine: Lesen sie den Kommentarthread auf der Tagi/Newsnetz-Artikel. Wie da ein Link auf die SVP gemacht wird - mir kommt das Kotzen!

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  16. 91 Menschen in 30 Minuten mit 1 Pistole und 1 Gewehr. Rechne.

    Wieso kommt mir gerade Lee Harvey Oswald in den Sinn?

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  17. ja, dasselbe dachte ich mir auch - eine unheimliche effizienz, verglichen mit anderen ein- respektive zweimann-amokläufen.

    man bedenke allerdings: er hat sie zuerst unter falschen ankündigungen an einem ort versammelt. wie zutiefst krank muss man sein.

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  18. Die Zahlen sind falsch: 84 Menschen in 45 Minuten. Alle 30 Sekunden ein Toter.
    Jetzt wurde ein zweiter Mann verhaftet. das ist noch unheimlicher.

    Ein Spon-Schreiberling weiss bequem vom Schreibtisch aus schon alles über Anders B. - wie praktisch:
    http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,776087,00.html

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  19. Sie haben Recht Zoé, ich weiss auch nicht, wie die Menschen es geschafft haben, so lange zu überleben dort, aber wie gesagt: sie müssen wieder dorthin zurück kehren können, da wo sie jetzt sind, hat es keinen Platz und die Resourcen werden ziemlich schnell aufgebraucht sein und das wird Krieg geben. Auch die Schweiz wäre nicht dazu in der Lage von heute auf morgen 2 Mio mehr Menschen zu ernähren.

    Dass es nicht hilft, solchen Menschen einfach die Futterkrippen zu füllen, ist eine Tatsache die nicht erst seit heute ein Thema ist. Die Schwester meines Schwagers arbeitet für eine Hilfsorganisation und wenn sie in ein Land reist, wo man 1 Jahr zuvor Brunnen gebaut hat und dann diese völlig verschmutzt vorfindet, weil diese Menschen zu faul sind, diese zu unterhalten und auch noch buchstäblich reinscheissen, dann hinterfragt sie den Nutzen ihrer Arbeit schon. Besser wäre es wohl, man zwingt die Menschen dazu, selber etwas zu tun, oder man lässt sie in ihrem Elend. Geschenke sind nichts wert, man muss den Menschen ihr Selbstwertgefühl wieder geben, anstatt nur die Teller zu füllen.

    Dass die Hilfslieferungen boikottiert werden ist eine Riesenschweinerei, aber man kann von diesen Extremmuslimen nichts anderes erwarten. Die lassen ihr Volk lieber verrecken, als denen unreine Hilfsgüter aus nichmuslimischen Quellen zu erlauben.

    Es ist ein Hohn, dass ständig von Rassismus in westlichen Ländern die Rede ist, aber Spenden bei solchen Kathastrophen kommen zum grossen Teil immer aus nichtmuslimischen Ländern.

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  20. die opferzahlen werden ständig nach oben korrigiert. zum täter (oder den tätern) tröpfeln ebenfalls laufend neue informationen ein. klarheit wird wohl erst in einigen tagen bestehen.

    bedenklich ist: falls es anders b. tatsächlich darum gegangen sein sollte, die 'rechte' gegen die 'kulturmarxisten' zu mobilisieren (und umgekehrt), dann hat er nicht nur einfach seine "ganz persönliche, kranke, grauenhafte Antwort darauf gefunden". sein plan ist auf ganzer linie aufgegangen: allein die kommentar im tages-anzeiger sind ein einziges, pietätsloses trauerspiel.

    nein, nicht maulkörbe. aber gewisse ausdrücke gehen einfach nicht, vor allem wenn sie sich pauschal und abfällig gegen eine ganze gruppe von individuen richten. sarrazin sprach beispielsweise von kleinen 'kopftuchmädchen'. zitat: "Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert."

    was für einen sinn soll dieser ausdruck haben, ausser der reinen, diffamierenden provokation? ohne ihn könnte man den satz sogar unterschreiben. so aber hat er sich selbst (und seinem berechtigten anliegen) ins bein geschossen, weil er bei normalen menschen damit keine unterstützung findet.

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  21. @ zoé

    Klar sollte ein Politiker solche Ausdrücke nicht in den Mund nehmen (wenigstens nicht öffentlich), aber vielleicht lüpt es einem halt man den Hut. Es gibt ja auch bei uns Leute, die ständig über die Schweizer schimpfen, aber schön gemütlich den Arsch breit sitzen und eben auf Kosten derer leben, die sie ja sooooooooooo verachten. Das geht nicht auf. Aus meiner Sicht sollte man auch solche Menschen ausschaffen und wenn es sich um arbeitsfaule Schweizer handelt, die so abfällig über das arbeitende Volk (Bünzlis, Kapitalisten) lästern, einfach die Unterstützung streichen. Sollen sie doch unter die Brücke gehen um zu schlafen.

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  22. ja, eni, da haben sie recht. hilfe von aussen kann immer nur hilfe zur selbsthilfe sein, wenn sie etwas bewirken soll. man weiss ja auch von zahlreichen entwicklungshilfegeldern, die für die finanzierung von bürgerkriegen und diktatorenpalästen 'zweckentfremdet' wurden. an waffen mangelt es auf diesem kontinent scheinbar nie.

    ist das die begründung: sie akzeptieren keine unreinen hilfsgüter? aber was kann man auch von radikalislamischen schergen erwarten, die vergewaltigte fünzehnjährige als 'ehebrecherinnen' steinigen lassen.

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  23. ja zum zweiten, ich kenne solche leute. denen pflege ich zu sagen, dass sie sich doch bitte wieder in die heimat begeben sollen. die gucken jeweils ganz schön blöd aus der wäsche, wenn sie solches aus dem munde einer 'landsmännin' hören. meistens handelt es sich um menschen, die auch sonst nicht sehr viel schlaues beizutragen haben.

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  24. eni, alien ist p. leoni. aufgrund ihres letzten mb-kommentars war ich mir nicht sicher, ob sie es bemerkt haben.

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  25. Die Entwicklungshilfe: 40 Jahre Trauerspiel und kein Ende. Und als am Gipfel in Gleneagles 2005 gerade eine massive Entschuldung von Afrika beschlossen wurde, rissen die Gotteskrieger in der Londoner Tube Dutzende mit sich in den Tod.

    Vielleicht sollten wir Sarrazin eher als einen Literaten betrachten, so wie Novalis. Wieso sollte in der Politik nicht auch erlaubt sein, was in der Kunst geht? Stellen sie sich vor, was es in den Menschen ausgelöst hat damals (und vor allem bei den Direktbetroffenen) als Hirschhorn auf ein Bild des damaligen BR Blocher urinieren liess. Und wieso darf der Berner Stadtpräsident besoffen "Fuck Blocher" ins Mikrophon schreien, wie vorher schon die Linksrapper Greis und Stress? Und wieso greift ein Opernhaus in die Regie ein, weil befürchtet wird, ein Mohammed aus Pappmaché könnte Muslime erzürnen (mit Betonung auf "könnte", kein Mensch hat sich nämlich beschwert)?
    http://www.faz.net/artikel/C31315/neuenfels-inszenierung-abgesetzt-beim-haupte-des-propheten-30005446.html

    Aber ein Hans Fehr ist selber schuld, wenn er tätlich angegriffen wird, wie Theo van Gogh selber schuld war, dass er erstochen wurde. - wie man in den Wald ruft, nicht wahr?

    Sprich: auf das Kreuz, auf die Bibel, auf jeden konservativen Politiker darf man pinkeln, aber wehe man verletzt die Gefühle der Moslems oder nimmt ein Wort wie "Scheininvalide" in den Mund!

    Das "Kopftuchmädchen" fand ich grölig. Herrlich respektlos. Etwas, was jeder denkt.

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  26. http://www.youtube.com/watch?v=QRO3RJ9cYSo

    Klar, es ist "nur ein Film", es ist Kunst. Sublimation im Extremen.
    Der Mensch im Dichtestress. Gut kann man sich auch so aus dem Herzen sprechen lassen besser jedenfalls als am Samstagabend mit Messern vor einem Club zu hantieren.

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  27. ach so, es ist grölig, herrlich respektlose bemerkungen auf kosten von kindern und jugendlichen zu machen. dann noch ausgerechnet mädchen, die es in diesem umfeld ohnehin nicht leicht haben, die vielleicht dieses blöde kopftuch gar nicht tragen wollen.

    nein, solche leute haben meinen respekt nicht. auch nicht ein hirschhorn oder ein berner stadtpräsident, da bin ich völlig unideologisch und konsequent. übergriffe und mord sind zu ahnden, egal von wem sie verübt werden. dem populismus ist ein riegel vorzuschieben: ich will lösungsvorschläge sehen, keine dumpfen parolen.

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  28. Nun, für das Tagesgeschäft trifft dies ja zu, sie sind schliesslich zivilisiert und ringen in der Wandelhalle, in den Kommissionen um demokratische Kompromisse und können einander (grösstenteils) in die Augen sehen - dabei fällt mir ein, das wird lustig, wenn der grosse böse Christoph wieder seelenruhig die Treppe in den NR-Saal hinaufmarschiert, das Entsetzen, die Panik, die Beklemmung, die dieser Anblick bei seinen Feinden auslösen wird...!

    Aber es gibt einen Unterschied zwischen einer GLP oder BDP, die sich irgendwo anschliessen müssen und ab und zu in die Lage kommen Zünglein an der Waage zu spielen. Die SVP vertritt einen Drittel der Wähler, die können sich nicht kleiner machen, als sie sind und ihren Wählern sagen: wir schauen mal was drin liegt und suchen einen Kompromiss.

    Nein, die Wähler wollen von dieser Partei (wie andere Wähler von den Sozis oder den Grünen) dass sie deren Anliegen durchboxt, auch gegen Widerstand.

    Und da ist es doch notwendig, wenn sich die zu Wählenden klar positionieren. Beispiel: Pellis Verrenkungen zur Atomdebatte. Kommen sie noch draus, was nun die FDP will oder nicht will?

    Ja, die "Kopftuchmädchen" waren grölig, gröliger als vieles was Harald Schmidt so einfiel über die Jahre. Ach kommen sie, haben sie nicht wenigstens ein bisschen lachen müssen? Wichtiger ist natürlich, was er vorher sagt in diesem Satz, aber das am Ende ist eine gelungene Pointe.

    Und ja, die SVP sind Meister in Wortschöpfungen. "Linke und Nette", "Classe Politique", "heimatmüde" - das sind kreative, prägnante und gelungene Neuschöpfungen.

    Ich finde, man sollte Politik im Wahlkampf eher als eine Art Kunst sehen: eine anregende Show, und tja...wer hat schon gerne blasse, langweilige Schauspieler?

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  29. @ zoé

    Nun, irgendwie hat O aber recht. Warum regen sich renitente Muslime auf, wenn man das Wort Kopftuchmädchen benutzt? Für die Männer dieser Kultur sind ja die eigenen Mädchen und Frauen nicht mehr wert als Dreck. Das mit den vergewaltigten Mädchen die zu tode verurteilt werden (wegen hurerei) ist ja das beste Beispiel. Ich habe übrigens mal ein Buch gelesen von einer saudischen Prinzessin (Tatsachenbericht). Da wurde unter anderem berichtet, dass zur Hinrichtung (ertränken im elterlichen Pool) eines vergewaltigten Mädchens die ganze Nachbarschaft eingeladen wurde und ein Fest, ein Fest!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! gefeiert wurde. Und alle haben während dem todeskampf des Mädchens gelacht. Warum regt man sich dann über den Ausdruck Kopftuchmädchen auf? Hätter er den Ausschuss, sagen sollen, oder Abfall oder Scheisse, oder Abschaum?

    Aaaah, das mit Tigerchen: spätestens bei Erwähnung seiner 9 jährigen Tochter hätte es bei mir klingeln müssen, aber ich bin so schlecht in Forensik. Aber wenigstens habe ich von selber geschnallt, dass Globe und Wildkatze dieselbe ist.

    Übrigens: Sie sind m nicht wahr?

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  30. danke, o., dass sie mich daran erinnern, weshalb ich bislang nicht svp gewählt habe - und es auch in zukunft lassen werde. wobei, dass haben sie ja schon getan, als sie kürzlich auf diese unseligen kuh-plakate zu sprechen kamen. solches 'marketing' zieht bei mir nicht, genauso wenig wie ich über einen sarrazin lachen kann.

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  31. eni, es ist mir doch egal, ob sich die muslime aufregen - ich störe mich an diesem ausdruck, denn: selbst wenn ein grossteil der muslime frauen (eigene wie fremde) wie dreck behandelt, müssen wir da noch lange nicht mitmachen.

    ja, m bin ich.

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  32. @Eni: bei solchen "Tatsachenberichten" wäre ich extrem skeptisch.

    @zoé: ah, die berühmte Stil-Frage. Früher war es der mangelnade Stil, im Gefolge der letzten Wahl und der Abwahl der Anstand, was wird es jetzt sein? Zuviel Humor, zuwenig?
    Und d e s w e g e n haben sie nie SVP gewählt, d.h. sonst hätten sie schon?

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  33. Mich hat die Tragödie von Norwegen ziemlich mitgenommen, diese letzten Tage!

    So eine Tat ist ein ungeheuerliches Verbrechen und man wird wieder einmal daran einnert, dass man von Glück reden muss, wie wenig pasiert, bei all den Irren, die da draussen rumrennen. Es gibt keine politische Mission, die es rechtfertigt, gegen wehr- und schuldlose Jugendliche und unbescholtene Bürger das Feuer zu eröffnen und den Tod von Unbeteiligten nur schon in Kauf zu nehmen. Wer dies tut, verlässt den gemeinsamen Boden der abendländischen Zivilisation, der Kultur des Diskurses und des bürgerlichen Rechtsstaates und der hat keine Milde verdient.

    Die Hiweise verdichten sich, dass der Killer von Utoya sich für sehr ähnliche Dinge interessiert hat wie Euer lieber Orlando. Dafür kann ich ja nun wohl nichts. Und ich habe auch keine Waffensammlung. Mein politisches Engagement beschränkt sich aufs regelmässige Abstimmen und Wählen gehen.

    In der Schweiz haben wir auch keine sozialistischen Jugendcamps, meines Wissens...weiss jemand genauer, was da vor sich ging? Ich meine: politische Schulung von 13-Jährigen..? Ist sonst noch jemand aufgefallen, dass die meisten dieser Augenzeugen klar Nicht-Skandinavische Namen tragen?

    Und doch muss ich zugeben: ich bin einigermassen interessiert, was Anders in seinem "Manifest" schreibt.

    Vielleicht hätte es diesem Irren ja gutgetan, auch einen Blog zu haben, mit anderen Leuten zu reden, was ihn bedrückt. Vielleicht wäre er nie zu seiner monströsen Mission aufgebrochen.

    So haben wir nun also einen rechtsterroristischen Anschlag in Europa, der den RAF-Gewaltorgien in den Siebzigern in Nichts nachsteht, vielleicht noch unheimlicher ist, in seiner ganzen Effizienz und Konzentration.

    Bin gespannt, welche Dynamik das nun in der links-geprägten Mainstream-Öffentlichkeit auslöst, ob in ähnlich eskalatives Klima ("geistige Mittäterschaft") herrschen wird, ob man Leute wegen ihres Gedankenguts in die Nähe von/des Terroristen rückt. Ein Kommentator in der Lounge hat dies gestern schon getan...

    Ohne jetzt klingen zu wollen, wie einer jener Apologeten und Kleinredner des Linksterrors: gewisse Punkte im ideologischen Überbau der/des Terroristen scheint zumindest diskutierwürdig; nur, in welchem geistigen Klima entschliesst sich jemand, die "Anliegen" in Form von Mord und Zerstörung in die Gesellschaft zu tragen?
    Den Befund des "Kulturmarxismus" möchte ich nicht einfach als eine Spinnerei abtun. Was genau sich in Anders' Gedankengut sich von purem Rassismus und Menschenverachtung unterscheidet - man muss es sich ansehen. Das gehört auch zu einer freien und offenen Gesellschaft.

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  34. @ O

    Sorry, dass solche Gräuel vorkommen, wissen Sie so gut wie ich, da braucht man nichts zu beschönigen. Meine Ex-Schwägerin war mal mit einem Türken aus dem tiefsten Hinterland verlobt. Nachdem sie diese aufgelöst hat, wurde ihr nahegelegt die Türkei niemals wieder zu betreten, da sie ansonsten gesteinigt werden würde. Das sagt doch schon sehr viel.

    @zoé

    Natürlich müssen wir diese Frauen nicht wie Dreck behandeln und wenn Sie mich besser kennen würden, dann würden Sie wissen, dass ich das auch nicht tue.

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  35. stil und anstand im gegenseitigen umgang sind für mich ausschlaggebend, ja. rüpel und pöbler wähle ich nicht. aber keine sorge: das gilt auch für die geiferer anderer parteien.

    wenn ich es recht bedenke: es könnte tatsächlich dazu kommen, dass ich im herbst zur fdp-protestwählerin werde.

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  36. o., eines sollte man bei allem nicht ausser acht lassen: amokläufer, selbstmordattentäter und terroristen haben eines gemeinsam. ihre geistige verfassung entspricht sicherlich nicht der eines normalen menschen.

    eni, ich habe ihnen nicht unterstellen wollen, dass sie diese frauen wie dreck behandeln. ich wollte nur aufzeigen, wie schnell man selbst in solche sprachlichen muster gerät - ohne es zu bemerken.

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  37. @ zoé

    Ist es denn aber nicht so, dass Beifall geklatscht wird wenn sich ein linker im Ton vergreift, während man bei einem SVP-ler schreit: "hängt ihn auf!!!!!!!!!!!!! ?

    Der Angriff auf Fehr war doch das beste Beispiel dafür. Wie haben da die asozialen Schweine gejubelt, SVP-Anhänger dürften sich so etwas nicht erlauben. Sorry, das ist pervers.

    Übrigens: ich bin keine SVP-Wählerin, obwohl nicht alles falsch ist was sie von sich geben, sind sie mir zu extrem.

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  38. eni, das problem ist doch eher, dass man in medien und öffentlichkeit permanent die marktschreier von links wie rechts zu hören bekommt. tatsache ist jedoch, dass sich eine grosse mehrheit der bevölkerung genauso von dem angriff auf fehr abgestossen fühlt, wie von den hitlergrüssen auf dem rütli vor einigen jahren.

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